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PRAXISBERICHT von Jörg Peter - siehe
auch FMT Extra
Was kommt heraus, wenn nicht erwachsen werdende Kinder um die vierzig
anfangen, Kinderträume technisch zu realisieren? Na klar,
das kann nix gescheites werden. Nun ist dieses Produkt entstanden, aus einer
Bierlaune heraus.
Zur Geschichte:
Eines Abends telefonierte ich mit Klaus Kraft von TORCMAN und erzählte ihm,
daß doch Krombacher den Regenwald schützt. Mit jeder Kiste Krombacher
schütze ich den Regenwald, der ja bekanntlich Balsaholz anbaut, damit wir
wieder neue Modelle in die Luft bringen können. Also muß dieser Brauerei der
notwendige Respekt gezollt werden.
Na ja, noch ein Fläschchen Krombacher dazu und Prost. Sollte man sich am
nächsten Morgen noch an die Gedanken erinnern, war es gar keine schlechte
Idee. Konzeptionell dem Gisbert Schmitt von HS Flächenservice erzählt, war
die Idee perfektioniert. Ein Anruf bei der Krombacher Brauerei hatte nach 2
Minuten Gelächter den notwendigen Grad an Ernsthaftigkeit überschritten und
für seriös empfunden. Nach 2 Tagen hatte ich die Bieretiketten im Haus. Ob
Modellflieger, Angler oder Jäger, es gibt viele verrückte Gedanken, aber
leider werden die wenigsten Spinnereien auch verwirklicht. Wie muß sich ein
Lilienthal gefühlt haben, einen manntragenden Drachen zu bauen. Vielleicht
war da auch Alkohol im Spiel. So entstand er, der Krombacher Zagi.
Baubeschreibung:
EPP Kern mit Sipkill Profil wurde mit der Panzerraupenfesten
Industriefußbodenversiegelung (HS-Flächenservice) eingelassen. Bieretiketten
aufgelegt, und mit 49 Gramm Gewebe überlaminiert. Die Endleiste wurde
beschnitten, um eine Klappluftschraube 10 X 6 Graupner frei zu drehen.
Motorspannt und Trägerplatte in 4 mm Sperrholt liegt kurz vor der Endleiste
mittig und ist mit 160er Glasgewebe laminiert.
Als Antrieb wählte ich einen TORCMAN Bausatzmotor 280-10er mit 18 Windungen.
Die Beschreibung von Klaus Kraft war ein Gedicht und jeder Nicht-Gynäkologe
kann diesen Motor an zwei Abenden fertigstellen.
Anfangs sollte der Motor und der Regler unter eine PET Flache laminiert
werden. Jedoch wollten die anderen Regenwald Retter daß ich eine Krombacher
Flasche installieren soll. Also kurzerhand eine Krombacher Flasche mit
Trennwachs bestrichen, 49 Gramm Gewebe aufgelegt, ein Etikett darüber und
dann im Bereich des Etiketts noch überlaminiert. Den Kronkorken habe ich mit
installiert und EPP Spannten zur Stützung der Flasche untergebaut.
Alle technischen Elemente wurden vor Installation mit Tesa fixiert um den
Schwerpunkt auszuwiegen. Das erspart unnützes Blei. 10 Zellen Can 950 in 2
Packs a 5 Zellen, nähe Nasenleiste-Wurzelrippe untergebracht. Der Regler von
Jeti/Hacker unter die Flasche/Kabinenhaube schwebend verlötet. Ein lose
sitzender Regler wird im Ernstfall nicht zerquetscht. Als Ruderanlenkung
verwende ich nur 1 mm Draht, wegen der Schwerpunktproblematik der
Nurflügler, da 2 cm Schwerpunktfehler über Gedeih und Verderb entscheiden.
Züge zwischen Ruderhorn und Servo mittig in ein kleines Stativ gelegt. Dafür
genügte der Einsatz eines 5 mm Bolzens, der durchgebohrt und dann 1 cm in
die EPP Oberschale verklebt wurde.
Eine Wurfkuhle aus 3 mm Sperrholz liegt im Bereich des Schwerpunkts. Damit
kann ich meine noch vollzählig vorhandenen Finger
schonen.
Die GFK Bierflasche Kabinenhaube wurde mit 20mm Glasfasertape auf die
Oberfläche getapt. Das ist schock- absorbierend,
wie sich später herausgestellt hat.
Antrieb:
Nach Verwendung von vielen Innenläufern der brushless Machart, soll nun ein
Aussenläufer antreiben. Der Nuri soll gehen wie ein Hotti, und tuckern wie
ein Slowflyer. Spontane Gasannahme, auch im unteren Drehzahlbereich kennt
man von den Aussenläufern im LRK Prinzip. Mein erster selbst gebauter
Aussenläufer wurde dann für wenig Euretten bei Torcman als Bausatz bestellt.
Ein TM280-10 10poler
und 18 Windungen.
Präsentation im Erstflug:
Meine frühzeitlichen Erfahrungen mit einem Zagi machte ich vor drei Jahren
auf den Gerlitzen/Kärnten/Österreich. Unser Zagitreffen wird vereinsintern
einmal jährlich auf den Gerlitzen ausgetragen. Nur dort habe ich die
sozialromantische Bindung zum Zagifliegen.
Nach vorheriger Absprache mit dem Franz Pacheiner bekam ich die Freigabe,
die Nationalfahne zu umrunden. Daß ich beim ersten Anflug die
Österreichische Flagge beleidigt habe, (Volleinschlag gegen den Masten),
soll hier nicht sonderlich vertieft sein. Aber es war eine super Gaudi. Die
Aussenterasse stellt das optimale Ambiente für diesen Flug dar. Das
Drehmoment des Torcman ist so hoch, daß man sehr vorsichtig mit dem
Gasknüppel dosieren muß, um die richtige Geschwindigkeit zu treffen. Der
Flieger will immer beschleunigen. Nach dem 4. Anflug hatte ich den richtigen
Speed gefunden, für diese Bilder. Also Slowflyer mit Design.
Speedflug. Es macht schon eine höllische Freude, wenn man mit Topspeed
senkrecht beschleunigt. Die sogenannte schmutzige Luft eines Druckantriebes
macht bösen Lärm und feuchte Hände. Wenn dann in 80 Meter der Antrieb zum
Stromsparen abgestellt wird, gleitet der Flieger sogar blauthermisch. Aber
irgendwie wurde mir das nach 10 Minuten zu ruhig. Trotz 830 Gramm und 120 cm
Spannweite, gleitet das Aggregat Delta - typisch gutmütig.
Bis dann mein Kollege Michael Hoehn mit einer Top Idee auf mich zukam. Ich
hab was für Dich . Leuchtgelbe Luftpfeifen, die für Modellflugraketen
verwendet werden. Aufschneiden, Einpassen, Verkleben, Testflug:
Nun war der Spaß komplett. Unter Motor geht der Zagi wie ein GFK Geschoß.
Nach Abwärtsbeschleunigung mit Vollgas und anschließendem Verzicht auf
Amphere, pfeift das Teil wie eine große Elypse. Das war ne Schau. Ob
Ausflügler oder Modellflieger, alle hatten Ihre Freude. Jenen
Vesperbrotvergessern, die mit Kopfschütteln und Mißachtung an diesem
Fluggerät vorbei gegangen sind, gilt mein Mitgefühl.
Später hat man mich gefragt, wie ein F - Schlepp eines Zagi geht. Dieser
meinte natürlich, wie ein Schlepper einen Zagi hochzieht. Das war dann die
Geburt einer neuen Idee.
TORCMAN Zagi schleppt HLG. Das wird lustig. An beiden Flügelenden haben wir
Maurerschnüre mit GFK Tape angeklebt, diese im Abstand von 3 m
zusammengeknotet und um weitere 4 Meter verlängert. Verwirbelungen des
Propellerstrahls werden so reduziert, damit der HLG stabil gleitet. Der
Trick dabei ist, daß der HLG Starter, eine halbe Sekunde vor dem
Zagi-Schlepper werfen muß. Begünstigt wird der Start, indem der HLG mit
Hangüberhöhung steht und der Zagi Starter entsprechend tiefer. Beim 3.
Versuch haben wir dann den HLG auf 100 Meter geschleppt und durch radikalen
Kunstflug vom Tesaband befreit.
An dieser Stelle bedanke ich mich für den tosenden Applaus aller Zuschauer
auf dem Gerlitzen.
Fazit:
Der Bausatz Torcman 280-18 ist nach Anleitung leicht zu realisieren. Sowohl
im Teillast- als auch im Vollgas -Bereich, reagiert der Motor auf geringste
Steuerbefehle. Bei Vollast ergibt sich eine Motorlaufzeit von ca. 4 Minuten
bei 10 Zellen 950er CAN. Eigenbau lohnt sich um Kosten zu reduzieren.
Standartservos Graupner 507 genügen, bei Verzicht auf Combat. Diese
Produktion eignet sich auch mit Mezzo-Mix Schwartau - Dinkelacker oder
Haarschampoo - Etiketten.
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